Optimale Unternehmen
25.09.2008 von michey
Was ist ein optimales Unternehmen?
Im Normalfall ist es so, dass Unternehmen um so schneller wachsen können, je
größer sie sind. Dadurch sind große Unternehmen in der Lage, ihre Konkurrenz vom Markt zu drängen und die
wirtschaftlich Macht konzentriert sich im Laufe der Zeit bei einigen wenigen
großen Unternehmen. Wie kann man diesem Effekt entgegenwirken?
Um diese Frage zu beantworten soll ein theoretisches Unternehmen
postuliert werden, ohne dabei die Frage konkret zu beantworten:
„Angenommen es gäbe ein Unternehmen, das auf dem Markt um so
durchsetzungsfähiger ist, je kleiner es ist. Dann würde es um so schneller
wachsen, je kleiner es ist und um so langsamer, je größer es wird. So ein
Unternehmen könnte niemals alle Kunden auf dem Markt beliefern und würde
zwangläufig Platz lassen für Konkurrenten. Ein solches Unternehmen würde
irgendwann eine optimale Größe annehmen. Dieses Unternehmen soll Optimales
Unternehmen genannt werden.“
Optimale Unternehmen wären stabilisierend für die gesamte Wirtschaft und sie würden die Selbstorganisation des Marktes stärken.
Ich habe einige Zeit lang nach einer solchen Unternehmensform gesucht, bis ich erlebt habe, wie eine Hofgemeinschaft eines Biobauernhofes den gemeinsamen Aufbau einer Anlage zur Wärmegewinnung aus Biomasse, dem sogenannten „Biomeiler“ organisiert hat. Der Biomeiler wurde in Form eines „Workshops“ geplant und aufgestellt. Dabei konnte ich selbst erleben, wie private Teilnehmer und Unternehmen zusammen arbeiteten, ohne dass eine feste Hierarchie und Weisungsbefugte Vorgesetzte notwendig waren. Privatpersonen und unabhängige Unternehmen handelten so, als ob sie ein großes Unternehmen wären. Hier war ein projektbezogenes optimales Unternehmen entstanden, dass alle notwendigen Ressourcen zu Verfügung hatte, um den Biomeiler zu bauen. Vom Holzhäcksler, einer Entwicklungsabteilung für die Auslegungsrechnung der Lieferung der Rohrleitungen bis zu den Arbeitskräften zum Aufbau des Biomeilers war alles vorhanden.
Der Workshop als optimales Unternehmen
Wie läuft das Zustandekommen eines Optimalen Unternehmens in der Praxis ab?
In einem ersten Schritt wendet sich der Kunde, der z.B. einen Biomeiler haben möchte, an einen Fachmann, der den Aufbau eines Biomeilers organisierten kann. Dieser Fachmann übernimmt nun die Funktion eines Focalizers. Der Focalizer ist Moderator, Koordinator und Ansprechpartner zugleich. Die Aufgabe des Focalizers ist es, die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Unternehmen und Privatpersonen in seinem Netzwerk zu koordinieren und zu bündeln. Der Focalizer holt nach der Annahme des Kundenauftrages alle Fachleute mit in den Workshop, die nötig sind, um den Biomeiler fachgerecht und unter Berücksichtigung der gesetzlichen Vorschriften realisieren zu können. Es kann auch zweckmäßig sein, dass einer der Fachleute, die im Workshop mitwirken, wiederum für einen bestimmten Teilbereich die Aufgabe eines Focalizers übernimmt. Auf diese Weise bildet sich ein Netzwerk aus Vereinbarungen und Zusagen, dass selbstorganisierend den Aufbau des Biomeilers voranbringt.
Dieses Netzwerk des Workshops ist, wenn es klein ist, sehr schnell und effizient und ist wesentlich flexibler, effizienter und durchsetzungsfähiger als ein großes starr organisiertes Unternehmen. Wird das Netzwerk des Workshops allerdings zu groß, bekommt es ein Eigenleben und wird unkoordiniert. Der Workshop erfüllt somit alle Voraussetzungen, die ein optimales Unternehmen benötigt.
Der Workshop als freie Universität
Die Teilnehmer des Workshops, der Focalizer mit eingeschlossen, müssen keine Fachleute für den Aufbau von Biomeilern sein. Es kann im Einzelfall sogar sein, dass alle Teilnehmer des Workhops zusammen anfangs nicht das nötige Wissen zum Aufbau eines Biomeilers haben. Ein Workshop hat aber gleichzeitig den Charakter eines Lehrgangs. Jeder Teilnehmer bringt sein Fachwissen mit und stellt es den anderen Teilnehmern zu Verfügung. Das Wissen, was bei allen Teilnehmern noch nicht vorhanden ist, wird durch Erfahrung, Experimente und durch Recherche erworben und allen Teilnehmern zu Verfügung gestellt. Auf diese Weise erhält jeder Teilnehmer die Möglichkeit, an das gesamte Wissen zum Aufbau eines Biomeilers zu gelangen. Ein Workshop ist also wie eine Vorlesungsreihe auf einer Universität inklusive Praktikum. Das wichtigste ist dabei dass im Workshop einer oder mehrere akribische Teilnehmer oder Teilnehmerinnen die Aufgabe eines Focalizers übernehmen. Diese Focalizer müssen die Teilnehmer zum gründlichen Sammeln von Erkenntnissen motivieren können. Mit der Gründlichkeit der Focalizer steigt und fällt das Niveau des Erkenntnisgewinns.
In unserer heutigen Zeit, wo Bildung und Wissen durch Studiengebühren immer mehr zu einem Luxusgut wird, dass man bezahlen muss, stellen Workshops eine mögliche Alternative zu den Universitäten dar.