Monopolisierung
11.04.2010 von michey
Die Mücke wird zum Elefanten
Neulich erhielt ich die Nachricht, dass die Ingenieurkammern Deutschlands einen Berufsausweis für Ingenieure einführen werden. In dem Artikel, der über die Ingenieursausweise berichtet, wird von „weniger Bürokratie“, „größere Mobilität“ und „Transparenz für den Verbraucher gesprochen“. Als ich das gelesen hatte, hat sich mir fast der Magen umgedreht. Vielleicht werdet Ihr Euch denken, dass ich alles nun wirklich zu schwarz sehe, dass ich mal wieder aus einer Mücke einen Elefanten mache. Zugegeben, der Berufsausweis sieht ziemlich schnittig aus und zeugt von der Wichtigkeit eines Trägers. Da kann sich der Träger des Ausweises sich gleich doppelt so groß fühlen, als er als kleines Würstchen im Räderwerk der Wirtschaft wirklich ist. Der Ausweis ist ja auch schön und hinten drauf steht, was sein Träger so alles kann, wie qualifiziert er ist. Ein Ausweis, der von so vielen Qualifikationen seines Trägers kündet verspricht sicher ein hohes Honorar. Die Kunden werden dem Träger des Ausweises sicher zu Füßen liegen. Nun gut: Nehmen wir theoretisch mal an, es sei so. Der Ausweis macht seinen Träger zum Gottvater des Wissens in seinem Spezialgebiet. Da möchte ich Euch aber eine kleine Geschichte erzählen von Norbert dem Schweißer.
Norbert der Schweißer
Norbert ist Druckschweißer, ein sehr talentierter Schweißer mit einer ruhigen Hand und mit viel Liebe zu seinem Beruf. Er hat auch auch schon bei Schweißwettbewerben die Vorderen Plätze belegt. Ihr wisst nicht, was ein Druckschweißer ist? Ein Druckschweißer ist ein Schweißer, der die Schweißerprüfung alle 2 Jahre ablegen muss, um dann Behälter schweißen zu dürfen, die unter Druck stehen. Solche Schweißer werden im allgemeinen sehr gut bezahlt, da zum Schweißen einerseits handwerkliches Talent und zum anderen aus Gründen der Sicherheit eine gewisse Qualität der Schweißnäte nötig ist.
Also Norbert ist ein solcher Druckschweißer, ist aber in einer Leiharbitsfirma zu einem Hungerlohn beschäftigt, so wie es heute modern ist. Das dumme ist nun, dass bald seine Schweißerprüfung ablaufen wird und dass er aufgrund seines modernen Gehalts keine 10000 € übrig hat, um seine Schweißerprüfung ablegen zu dürfen. Das ist jetzt aber dumm gelaufen … Die Institute, die die Schweißerprüfung abnehmen sind die Eigentümer der Lebensgrundlage „Schweißerhandwerk“ und sie bestimmen, wer schweißen darf und wer nicht. Norbert wird bald nicht mehr als Schweißer arbeiten dürfen und durch den Ablauf seiner Schweißerprüfung eine moderne Art des Berufsverbots zu spüren bekommen.
Berufsausweise – Die Monopolisierung der Lebensgrundlage „Beruf“
Merkt Ihr was? Wenn ich also einen Berufsausweis habe, dann bestimme nicht ich, was in dem Berufsausweis steht. Wenn ich mir selbst autodidaktisch Qualifikationen aneigne und wunderbare Projekte realisiere wird das nicht in meinem Berufsausweis stehen. Ich muss irgendein Institut bitten, das es mir meine autodidaktisch erworbene Qualifikation in den Ausweis schreibt. Einen Rechtsanspruch darauf habe ich nicht. Wahrscheinlich werde ich für zusätzliche Eintragungen in den Berufsausweis viel Geld zahlen müssen. Wo ohne Berufsausweis die Reputation wichtig ist, kann jeder einzelne, auch wenn er wenig Geld hat, an seinen Fähigkeiten arbeiten und man wird ihm seine Fähigkeiten auch anerkennen. Durch den Berufsausweis wird der Einzelne zum Bittsteller, der gefällgist das zu machen hat, was Leute an Schreibtischen ihm befehlen.
Die neue Diktatur
Ich sage immer: „Schreiende, kleine, wahnsinnige Männer in brauner Uniform am Rednerpult sind out – Monopolisierung der Lebensgrundlagen ist in!“ Überall wo man hinsieht werden Lebensgrundlagen monopolisiert. Einige Beispiele möchte ich Euch nennen:
- Berufsausweise – Monopolisierung der Berufe
- Urheberrecht – Monopolisierung der Kultur
- Patente auf Erbgut -Monopolisierung des Lebens
- Schulabschlüsse – Monopolisierung der Bildung
- Kirchen – Monopolisierung des Glauben
- CO2 Zertifikate – Monopolisierung der Luft
- Biometrische Ausweise – Monopolisierung der Identität und des eigenen Körpers
- Parteien – Monopolisierung der politische Meinung
- Massenmedien – Monopolisierung der Berichterstattung
- Telefongesellschaften – Monopolisierung der Telekommunikation
- Beutekriege – Monopolisierung der Rohstoffe
- Niedrige Löhne – Monopolisierung der Lebenszeit
- Zensur – Monopolisierung der Meinungsfreiheit
- Große Konzerne – Monopolisierung der Produktionsmittel, und des Saatguts
- Patente – Monopolisierung von Technologie
- GEMA – Monopolisiert der Kunst
- Fallen Euch noch andere Beispiele ein? Schaut Euch einfach mal um…
Die Monopolisierung der Lebensgrundlagen ist die Basis für die Diktatur, die heute in dieser Welt herrscht. Als in früheren Zeiten Regierungen mit Gewalt über das Volk herrschten, haben sie sich mit der Zeit den Zorn der Menschen zugezogen und wurden gestürzt. Heute sind es nicht mehr Regierungen, die die Menschen beherrschen. Heute sind es Strukturen der Monoplisierung die die Lebensgrundlagen der Menschen kontrollieren. Die Menschen machen, was man von ihnen möchte, um an den Lebensgrundlagen teilhaben zu dürfen. Ihren Zorn über die Ausbeutung aber, können sie nur noch gegen sich selbst richten.
Was kann der einzelne dagegen tun?
- Schaffung eigener Lebensgrundlagen gemeinsam mit Freunden und bekannten in der Region.
- Offizielle Ablehnung von Berufsausweisen.
- An seinen eigenen Fähigkeiten und Projekten arbeiten, unabhängig davon, ob andere Menschen das anerkennen
- Darauf vertrauen, dass Menschen die Fähigkeiten anderer Menschen anerkennen. Meiner Erfahrung nach erkennen die Menschen die Fähigkeiten anderer Menschen gerne an, wenn wie diese persönlich kennen.
Es ist im Grunde genommen wie auf dem Kinderspielplatz. Wenn ein Kind mit einer leckeren Schokolade auftaucht, weckt es die Aufmerksamkeit der anderen Kinder. Mit den eigenen Fähigkeiten ist das genau so, wenn die Fähigkeit wie leckere Schokolade ist, die jedem schmeckt.