Mittlere Technologien als freie Technologien
26.09.2008 von michey
Mittlere Technologien sind so gestaltet, dass sie zum Teil vom Nutzer selbst in Eigenarbeit hergestellt werden können. Der Sinn dieses Konzeptes ist es, den Menschen in den Regionen die wirtschaftliche Selbständigkeit zu ermöglichen. Das heißt gleichzeitig aber auch, dass für die Bezahlung von Entwicklungsdienstleistungen neue Konzepte gefunden werden müssen. Hinter vielen mittleren Technologien, die von jedem nachgebaut werden können, steckt oft ein hoher Arbeitsaufwand an Experimenten, Fehlversuchen und Konstruktionsarbeit. Wie soll diese Entwicklungsarbeit, die hinter den Mittleren Technologien steht, bezahlt werden?
Die Erhebung von Lizenzgebühren erscheint mir hier persönlich nur schwer möglich, da die Bezahlung von Lizenzgebühren kontrolliert werden muss. Außerdem müssen die Lizenzgebühren gerecht sein, so dass niemand willkürlich bevorzugt oder benachteiligt wird. Der Aufwand erscheint mir hier sehr hoch. Außerdem gibt es oftmals Nutzer von mittleren Technologien, die sich die Lizenzgebühren schlicht nicht leisten können.
Darum erscheint mir ein selbstorganisierendes Verfahren der Bezahlung von Entwicklungsdienstleistungen zweckmäßig. Dies könnte durch die Bezahlung von Spenden erreicht werden, so wie es bereits im Bereich der „Open Source Software“ (freie software) wie Linux erfolgreich praktiziert wird. Viele mittlere Technologien könnten auf diese Weise zu einer „Open Source Technologie“ (freie Technologie) werden.
In der Praxis sieht das Verfahren so aus, dass die entwickelte mittlere Technologie in Form einer Bauanleitung beschrieben wird, die frei bezogen werden kann. Wichtig ist hier, dass auf die Richtigkeit der Bauanleitung keine Haftung übernommen wird! Auf der Bauanleitung, steht ein Richtwert bezüglich der Höhe der notwendigen Spende. Der Nutzer, der wenig Geld hat, spendet einen Betrag unterhalb des Richtwertes, der Nutzer, der mehr Geld hat spendet dementsprechend einen höheren Betrag über dem Richtwert. Wenn die Bauanleitung von guter Qualität ist, dann wird der Nutzer der Bauanleitung wahrscheinlich gerne spenden. Ist die Bauanleitung von schlechter Qualität, dann wird der Nutzer der Bauanleitung nicht spenden, was in diesem Falle auch gerechtfertigt ist.
Es mag für manchen Ingenieur nun erschreckend wirken, dass Entwicklungsdienstleistungen durch Spenden bezahlt werden. Wenn man aber bedenkt, wieviele Ideen weltweit entweder in Schubladen verstauben oder von anderen einfach kopiert werden und wieviele Stunden unbezahlte Arbeit dadurch von Erfindern und Ingenieuren geleistet wird, so ist die Bezahlung durch Spenden ein riesiger Fortschritt. Außerdem wird durch ein Spendenwesen die Sichtweise vom Wert der Entwicklungsdienstleistung geändert. Wenn ein Kunde will, dass eine gute Technik auf dem Markt kommt, dann muss er diese Technik auch fördern, genau so wie ein Garten gepflegt sein will, damit er gute Erträge liefert.
Für den Fall, dass die Haftungsfrage einer Ingenieursdienstleistung eindeutig geklärt sein muss, ist die Erstellung eines direkten Angebots und die Bezahlung gegen Rechnung notwendig. In diesem Fall wird nicht die Entwicklung der mittleren Technologie bezahlt sondern eine ganz konkrete Ingenieursdienstleistung wie zum Beispiel die Auslegung einer Anlage, eine Beratung für einen konkreten Fall oder ein Gutachten. Die Bezahlung mit Angebot und Rechnung hat sich für Ingenieursdienstleistungen gut bewährt. Wichtig bei beiden Arten der Bezahlung ist, dass die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden müssen.