Internetzensur
02.12.2011 von michey
Das Internet
Als ich heute mal wieder einen Bericht über Politiker gelesen hatte, die schon wieder die Zensur des Internets fordern, ist mir das erste mal aufgefallen, wie absolut schwachsinnig eine solche Forderung überhaupt ist. Die Frage, ob das Internet ein rechtsfreier Raum sei, oder ob man das Internet kontrollieren müsse, macht genau so viel Sinn wie die die Beantwortung der Frage, ob es gefährlich ist, wenn jemand Luft so an den Straßenrand einer engen Straße stellt, dass die Autos nicht mehr vorbei kommen. Ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass Luft immer aufrecht neben den Hauseingang im Innenhof von Gebäuden abgestellt werden sollte und nichts auf den öffentlichen Straßen zu suchen hat. Wie auch immer … Zunächst einmal möchte ich beschreiben, was das Internet überhaupt ist.
Grundsätzlich funktioniert das Internet so, dass man zwischen zwei Computern ein Stromkabel verlegt und dann Dateien von einem Computer auf den anderen überträgt. In meinem Büro zum Beispiel stecke ich ein Netzwerkkabel zwischen meinen Arbeitsrechner und meinen Messrechner und kann so irgendwelche Messwerte vom Messrechner auf meinen Arbeitsrechner übertragen. Das gleiche kann ich auch über die Telefonleitung machen, wenn mein Messrechner in einer anderen Stadt steht. Ich muss nur die „Telefonnummer“ des anderen Rechners kennen und los geht’s. Diesen technische Vorgang nennt man Internet. Damit wir uns keine Telefonnummern merken müssen gibt es Rechner, auf denen die Telefonnummern vieler Rechner in einem Telefonbuch gespeichert sind. Wenn ich zum Beispiel „www.nuevalandia.net“ in meinen Browser eingebe, so ruft mein Rechner beim Telefonbuchrechner an und holt sich dort die Telefonnummer von „www.nuevalandia.net“. Dann ruft mein Rechner bei „www.nuevalandia.net“ an und dann werden Daten zwischen „www.nuevalandia.net“ und meinem Rechner übertragen. Wenn ich die Telefonnummer „www.nuevalandia.net“ kenne, dann kann ich diese auch direkt in meinen Browser eingeben und brauche den Telefonbuchrechner nicht. Dann gebe ich nicht „www.nuevalandia.net“ in meinen Browser ein sondern eine Zahl, die auch IP-Adresse genannt wird. Es ist sogar möglich echte Telefonverbindungen zwischen zwei Rechnern herzustellen und darüber Daten übertragen, so wie es in den Anfangstagen des Internets üblich war.
Kontrolle des Internets – Die Ablenkung vom Wesentlichen
Das Internet zu kontrollieren heißt zu kontrollieren, ob jemand Daten über ein Kabel oder Funksignale von einem Rechner auf einen anderen überträgt. Wie soll den das funktionieren, ohne dass man das gesamte Telefonnetz außer Betrieb nimmt und alle noch so kurzen Stromkabel sowie auch alle Funkgeräte vernichtet?
Das Internet zu kontrollieren heißt zu kontrollieren, welche Dateien jeder Mensch auf seinem Computer hat, denn alle unsere Rechner, die an ein Datenkabel angeschlossen sind, sind das Internet. Das Internet zu kontrollieren heißt jeden einzelnen Computer Datei für Datei zu durchsuchen und jede Änderung jeder Datei auf jedem Computer zu kontrollieren. Es gibt sogar Kaffemaschinen, die in der Lage sind, mit dem hausinternen Server zu kommunizieren, um sich mit dem Wecker abzustimmen, damit der Kaffee im entfernt gelegenen Büro rechtzeitig fertig ist, wenn der Unternehmer morgens zur Arbeit kommt. Auch hier werden Daten von einem Rechner auf einen anderen übertragen. Diese Dinger sind obendrein mit einem Notebook noch frei programmierbar, so dass sie auch Rechenaufgaben lösen könnten oder die Einkaufsliste im Server ergänzen. Will man auch das kontrollieren? Was bitte schön soll den das werden? Unter welchem Ängsten und Psychosen müssen Leute leiden, die immer und immer wieder Kontrolle fordern? Oder liegt es eher daran, dass diese Leute keine Ahnung haben, was das Internet eigentlich ist und dass sich ihr technisches Verständnis noch im frühen 20 Jahrhundert befindet? Allen, die das Internet kontrollieren wollen sei gesagt: Vergesst es ! Beschäftigt Euch mit der Technik des 21. Jahrhunderts. Das wird Euch die Angst vor der Technik nehmen.
Übrigens: Als es noch keine Computer gab hat auch kein vernünftiger Mensch davor Angst gehabt, was im Tagebuch anderer Menschen steht. Das Tagebuch anderer Menschen zu lesen war früher sogar ein Grund, sich zu schämen.
Kampf um die Vorherrschaft im Internet
Um was geht es wirklich bei den immer wieder kehrenden Versuchen zur Zensur des Internets? Die ganze Debatte um das Anti-Produktpiraterie-Handelsabkommen (ACTA) zeigt beispielhaft, dass Wirtschaftskonzerne und Politik die Bedeutung des ungehinderten Informationsaustausches über das Internets jetzt erkannt haben. Es ist verständlich, dass Wirtschaft und Politik ihren Herrschaftsanspruch auf das Internet ausweiten wollen, denn genau darum geht es hier. Selbst wenn ACTA verhindert werden sollte, werden Wirtschaft und Politik es wieder und wieder und wieder einer Spam-Attacke gleich versuchen, das Internet zu zensieren. Die Zeiten, wo lediglich Technik-Enthusiasten das Internet nutzen und technikferne Politiker sich nicht mit dem Internet beschäftigen sind ein für alle mal vorbei. Hier ist es wichtig, den Mechanismus der Internetzensur genauer zu betrachten. Internetzensur, oder genauer gesagt, Verfolgung von Menschen, die anderen Menschen Informationen über Computernetzwerke zu freien Verfügung stellen ist technisch kein Problem. Die Zensur des Internets hingegen ist technisch nicht möglich, ohne dabei jeglichen Umgang mit Informationsübertragungssystemen aller Art wie z.B. Stromkabel, Elektrizität, oder LEDs zu verbieten und die Wirtschaft so zurück in die Barockzeit zu katapultieren, wobei die weißen Perücken damals schon echt schick waren… Es ist deshalb wichtig, in allen technischen Geräten, die in der Lage sind, Informationen zu verarbeiten und auf andere technische Geräte zu übertragen, einen Teil des Internets zu sehen und diese Geräte entsprechend zu nutzen. Gleichzeitig ist es wichtig, die eigenen Inhalte von Homepages unter die Creative Commons Lizenz zu stellen, um der Abmahnindustrie, die im Auftrag von Konzernen und Politikern handelt, nicht noch mehr Gründe zu liefern, Internetnutzer abzumahnen. Die Zeiten des völlig freien Internets sind über kurz oder lang vorbei, denn Politiker und Konzerne werden einen Bereich, in dem sie nicht die Herrschaft besitzen, niemals dulden.
Das Internet als Raum – so ein Unsinn
Viele Menschen betrachten das Internet als eine Art Raum, verglleichbar mit einem öffentlichen Park, wo Menschen sich treffen, aber auch ein Raum, wo kriminelle Handlungen stattfinden. Zu sagen, das Internet sei ein Raum, in dem sich Leute treffen, ist für mich eine unsinnige Aussage. Das Internet ist überhaupt kein Raum. Das einzige was stattfindet ist, das real existierende Menschen Nachrichten und Dateien miteinander austauschen, die sich auf den Festplatten und Arbeitsspeichern ihrer Computer befinden. Das ist das was wirklich real ist. Was Menschen tun, das ist real.
Diejenigen, die das Internet als das sehen was es ist, werden von den Möglichkeiten des freien Datenaustausches und des Zugangs zu Wissen profitieren, denn freies Wissen hilft, sich frei weiter entwickeln zu können. Dazu werden folgende Dinge notwendig sein:
- Konsequente Verschlüsselung der Datenübermittlung.
- Einteilung von Webseiten in öffentliche- und private verschlüsselte Bereiche.
- Nutzung aller physischer Möglichkeiten der Datenübertragung über Grundstücksgrenzen hinweg, die ohne Nutzung der Telefonleitungen funktionieren.
- Kleinräumige Datenübertragung über Intranet-Netzwerke
- Übertragung von Daten lediglich innerhalb des Web of Trust.
- Säuberung aller Daten von Signaturen, durch die ein Eigentumsanspruch bezüglich der Dateien abgeleitet werden kann oder durch die Dateien bestimmten Personen zugeordnet werden können.