Wer ist ELENA?
ELENA ist nicht etwa eine wunderschöne Frau – nein – schön wärs. Elena hat indirekt etwas mir Lebensgrundlagen zu tun. Elena ist auch kein Mensch. Ein süßes Kätzchen ist ELENA auch nicht, auch keine Pflanze. ELENA ist aber wichtig und wir alle werden sie bald kennen lernen, ob wir wollen oder nicht. Als ich über ELENA gelesen habe, sind mir nicht einmal mehr die üblichen zynischen Sprüche eingefallen. Meinem frechen Mundwerk hat es einfach nur die Sprache verschlagen, mir fehlten die Worte. ELENA ist ein Verfahren zur elektronischen Erfassung von Einkommensnachweisen für Arbeitnehmer. Das Gesetz wurde am 28. März 2009 vom Bundestag mit Zustimmung des Bundesrates beschlossen.
Nun gut: Einkommensnachweise hört sich erst einmal harmlos an. Das Finanzamt hat ja auch Einkommensnachweise. Als ich mich aber etwas näher mit dem System beschäftigt habe, hat sich mir der Magen umgedreht. Im Grunde genommen geht es um eine zentrale Datenbank, in der Arbeitgeber und Arbeitsagentur Daten über Arbeitnehmer sammeln, wobei der Arbeitnehmer nur mittelbar über ein sogenanntes Trust Center an diesem Prozess beteiligt ist. Der Datensatz, der dabei angefertigt wird ist haarsträubend.
Den Datensatz des ELENA Verfahrens kann man sich als pdf-File aus dem Netz herunterladen. Hier sein aber mal ein paar Dinge erwähnt, die über die üblichen Angaben bezüglich Arbeitgeber/ Dienstherr, Wochenarbeitsstunden, Urlaubsgeld, sonstige Zuwendungen, Name und Adresse von Arbeitgeber und Arbeitnehmer, etc. hinausgehen:
- Teilnahme an Streiks
- Fehlzeiten mit Begründung
- Abmahnungen
- Fehlverhalten des Arbeitnehmers
Wenn Ihr die Dokumente zu ELENA durchlest, dann seid Euch darüber im Klaren: Das ganze ist kein Film und kein Spiel. Die Leute, die das schreiben meinen das, was sie sagen ernst und sie werden die mit viel finanziellem Aufwand gesammelten Daten auch verwenden. Wenn Ihr irgendwann einmal vor dem Beamten bei der Arbeitsagentur sitzt, werdet Ihr merken, dass dieser Mensch so einiges über Euch weiß und Ihr werdet das zu spüren bekommen.
Übrigens: Es ist ein ziemlich eigenartiges Gefühl, wenn man einen Menschen mit einer Akte vor sich hat, in der gesammeltes Wissen über einen selbst steht. Ich weiß das aus Erfahrung mit Arbeitgebern und der ARGE. Das einzige, was in einer solchen Situation hilft ist, sich auf die eigenen Forderungen zu konzentrieren und sich keinesfalls auf Diskussionen einzulassen. Was bleibt ist auf jeden Fall das Gefühl, auf irgendeine Weise missbraucht worden zu sein.
Vorwürfe an frühere Generationen
Ich erinnere mich noch an die Zeit während des Abiturs. Da hatte ich eine Diskussion mit einem älteren Ingenieur, der in unserer Schule die Ausgabe der Schulbücher verwaltete. Zu der Zeit hatten wir im Geschichtsunterricht zum 1000 sten Mal das 3. Reich besprochen. Wir haben mit dem Finger auf die Generation unserer Großeltern gezeigt und uns gefragt, wie diese nur so dumm gewesen sein konnten, den Nationalsozialisten nachzulaufen. Ich behauptete im Gespräch mit dem Ingenieur, dass mir so etwas niemals passieren könnte, da ich ja aus der Geschichte gelernt hätte. Der Ingenieur aber sagte zu mir, dass ich eine herannahende Diktatur nicht erkennen werde und diese genau so unterstützen werde, wie alle anderen auch. Damals glaubte ich dem Ingenieur nicht, aber heute verstehe ich, was er gemeint hat. Heute verstehe ich auch der Generation meiner Großeltern keinen Vorwurf mehr … Zeigen ich mit dem Finger auf andere, dann zeigen drei Finger auf mich. Die nächste Diktatur wird sicher nicht daran zu erkennen sein, dass ein Irrer, kleiner Mann mit fettigen Haaren in einer Uniform schreiend hinter einem Rednerpult steht. Auch Diktatoren lernen aus der Geschichte…
Was bleibt also zu tun?
Ich kann es nicht oft genug betonen:
Erschafft Euch Lebensgrundlagen, ganz gleich wie bescheiden sie auch sein mögen und teilt Euer Wissen mit anderen Menschen.
Nur derjenige, der eigene Lebensgrundlagen besitzt, muss nicht bedingungslos denen dienen, die Lebensgrundlagen besitzen. Eigene Lebensgrundlagen verhindern, dass Menschen mit Hilfe von etwas Brot gleichgeschaltet werden können. Jede Lebensgrundlage ist ein Stückchen Freiheit. Durch Tausch von Lebensgrundlagen wird das Leben aller Menschen reicher und angstfrei.
Das kann jeder einzelne tun:
- Sammelt Wissen und teilt es bereitwillig
- Erlernt Fähigkeiten, mit denen Ihr Essen, Kleidung, Wohnung, Medizin, Energie, Mobilität, Telekommunikation etc herstellen könnt.
- Helft anderen Menschen
- Nehmt Hilfe anderer Menschen freundlich an
- Investiert in Essen, Kleidung, Wohnung, Gesundheit etc.
- Vernetzt Euch
- Benutzt das Euro-Geld nur dort, wo es nötig ist und tauscht Leistungen untereinander, wann immer es möglich ist.
- Erzählt anderen von euren Schwierigkeiten und Erfolgen
- Bevorzugt Geschäfte, die Lebensgrundlagen erschaffen. Investiert Arbeitszeit und Know How in Unternehmungen, die Lebensgrundlagen erschaffen.
- Verlinkt die Dinge im Internet, die euch unangenehm auffallen mit euren Homepages, distanziert euch von den verlinkten Inhalten wenn nötig und verlinkt Eure Rechercheergebnisse im gleichen Artikel. So holt ihr die faulen Dinge ans Licht des skalenfreien Internets.
- Lebt Eure Ideale sichtbar vor, anstatt nur darüber zu reden und zwar jetzt, nicht erst morgen.
- Ihr selbst habt ein gutes Bild von Euch selbst. Vertraut auch darauf, dass auch andere Menschen ein gutes Bild von sich selbst haben.