Das kleine wachsende Samenkorn
25.09.2008 von michey
Stellt Euch ein kleines Samenkorn vor, zum Beispiel eine Nuss. Diese kleine Nuss hat in sich einige Tropfen Fett, etwas Stärke und Eiweiß und einen Keim. Wenn die Nuss in die Erde gesteckt wird, dann liefert das Fett die Energie, damit die Nuss keimen kann. Wenn die Nuss keimt und der Keimling seine ersten grünen Blätter aus dem Boden streckt, dann fällt Sonnenlicht auf die Blätter. Von da an erhält die kleine Pflanze, die sich aus der Nuss entwickelt hat, ihre Energie für das Wachstum von der Sonne. So entwickelt sich mit der Zeit ein großer Nussbaum.
Wenn ich mit manchen Leuten über meine Ideen spreche, dann gibt es eine Gruppe von Menschen, die von einem tief sitzenden Gefühl der Ohnmacht geprägt zu sein scheinen. Von diesen Leuten höre ich meist die spontane Antwort: „Das was du dir da denkst, ist ja schön und gut, aber du brauchst erst einmal das Geld, um deine Idee umzusetzen.“ Wenn ich diesen Leuten dann vorsichtig erkläre, dass man eine Idee von klein an wachsen lassen kann, dann folgt oft die Antwort: „Naja, aber das geht nur, wenn dir das keiner verbietet. Du brauchst eine Genehmigung dafür.“ Wenn ich diesen Leuten dann belegen kann, dass ich keine Genehmigung brauche, dann folgt oft die antwort: „Naja, ich weiß trotzdem nicht ob das funktioniert …“
Dieses eigenartige Phänomen begegnet mir sehr oft in der einen oder anderen Form. Wenn Ihr solchen Menschen begegnet, dann laßt euch nicht entmutigen. Solche Menschen können meist nur in ganz engen Bereichen denken, so wie sie es gelernt haben.
Wenn ihr aber auf Menschen trefft, die Euch physikalisch begründen können, warum genau eure Idee nicht funktionieren kann, dann hört diesen Menschen aufmerksam zu, denn meist geben diese Menschen Euch gleich danach einen Hinweis, was ihr tun müßt, damit Eure Idee funktioniert.
Wenn Ihr also Eure Ideen und Erfindungen realisieren wollt, so fangt klein an. Es ist gleichgültig, wie klein die Umsetzung begonnen wird, Hauptsache die Umsetzung wird begonnen. Ansonsten wird das mit der Umsetzung nie was. Baut ein funktionierendes Modell und sammelt damit Erfahrungen. Im Idealfall ist das Modell so beschaffen, dass es bereits als Modell Erträge erwirtschaftet. In dem Artikel „Mittlere Technologien – Wachstum im laufenden Betrieb“, habe ich die theoretische Überlegung näher beschrieben, wie eine Idee durch eigene Erträge im laufenden Betrieb theoretisch exponentiell wachsen kann. Für den Fall, dass die Fertigung eines Modells am Anfang zu aufwendig ist, kann es sinnvoll sein, mit den Mitteln der Mathematik die Machbarkeit einer Idee zu prüfen. Wer im Bereich der Mathematik nicht so viele Kenntnisse besitzt, kann zum Beispiel in seinem Bekanntenkreis jemanden fragen, der sich in Ingenieurswissenschaften auskennt.
Durch die Erfahrungen aus den Modellversuchen wird die Idee so weit entwickelt und zu Ende gedacht, dass sie leicht nachgemacht werden kann. Die Idee muss so weit entwickelt sein, dass sie im Idealfall in Form einer Bastelanleitungmit Erfahrungsbericht vorliegt. Wenn dies der Fall ist, dann steht der Verbreitung einer Idee nichts mehr im Wege.
Die Idee ist in diesem Fall wie der Keim der Nuss, die Bastelanleitung ist vergleichbar mit dem Fett in der Nuss. Wenn wenn die Idee öffentlich zugänglich gemacht wird, ist das vergleichbar mit unzähligen Nüssen, die an den verschiedensten Orten in die Erde gesteckt werden. Wenn die richtige Zeit gekommen ist, dann beginnt die Idee am richtigen Ort zu keimen.
Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.
(Victor Hugo)
Die Zeit einer Idee ist dann gekommen, wenn sie im Alltag brauchbar ist und wenn jeder sie mühelos nachmachen kann, ohne sie verstehen zu müssen.