Über Chancen und Schäden
04.10.2008 von michey
In diesem Text soll die Frage gestellt werden, wie mit Risiken und Chancen umgegangen werden kann. In unserer Zeit ist es in vielen Bereichen modern, die Gewinne möglichst selbst zu behalten und die Risiken auf andere abzuwälzen. Die Leute sind heutzutage anonym. Wenn Menschen auf andere Menschen die Risiken abwälzen und sie auf einem Scherbenhaufen zurücklassen, dann müssen sie sich das darauf folgende Elend nicht mit ansehen. Es wird also häufig nicht ein Gewinn für alle Beteiligten angestrebt. Jeder denkt nur an sich, weil er glaubt, auf den Anderen nicht angewiesen zu sein. Das ist aber ein Irrtum, denn die Schäden des Einzelnen sind immer auch ein Schaden für die gesamte Gesellschaft. Das wird am besten sichtbar, wenn man eine kleinere Gruppe von Menschen betrachtet.
Eine kleine Geschichte, wie sie sich hätte ereignen können?
Wir schreiben das Jahr 50 n.Chr. In einem kleinen Dorf in Sachsen hört der Müller des Dorfes durch einen Händler, dass in anderen Ländern Mühlen durch die Kraft des Wassers angetrieben werden. So beschließt der Müller sich Gedanken zu machen, wie die Kraft des Baches im kleinen Dorf genutzt werden kann, um eine Mühle anzutreiben. Der Müller macht Versuche mit kleinen Wasserrädern, wie er sie bereits als Kind gebastelt hatte. Als der Müller sich nach vielen Versuchen im Klaren darüber ist, wie die Mühle aussehen muss, wendet er sich in der Dorfversammlung an das ganze Dorf. Er schlägt vor, eine Mühle zu bauen, die mit Wasserkraft angetrieben wird. Nach einigem Zögern stimmen die Menschen im Dorf dem Bau der Mühle zu. Einerseits kennen viele Leute im Dorf Geschichten über Wassermühlen. Zum anderen würde die Mühle die Möglichkeit bieten, nicht nur Getreide zu mahlen sondern auch ölhaltige Früchte oder Pflanzenfasern für Kleidung. Die Mühlevolle Arbeit würde für die Menschen so leichter.
Also hilft das Ganze Dorf mit, die Mühle zu bauen und die Mühle wird sehr schön, weil auch der Zimmermann viel Talent hat. Nach einem Jahr ist die Mühle fertig und kann in Betrieb gehen. Es ist ein schöner sonniger und trockener Tag und für die Inbetriebnahme hat das ganze Dorf ein Fest veranstaltet. Als das Wasserrad sich in Bewegung setzt und die Mühlsteine sich über die ersten Getreidekörner wälzen steigt plötzlich Rauch aus einem der Lager auf, indem sich die Welle des Mühlenrades dreht. Die Mühle beginnt zu brennen und das ganze Dorf schafft es gerade noch, schlimmeres zu verhindern, bevor die gesamte Mühle niederbrennt. Die Mechanik der Mühle ist aber schwer beschädigt und muss ausgetauscht werden. Außerdem muss nach Lösungen gesucht werden, damit die Lager der Mühle nicht heiß laufen. Was geschieht nun weiter? Wie soll die Geschichte ausgehen?
Ausgang 1:
Die Dorfbewohner sind wütend auf den Müller, weil er nicht daran gedacht hat, dass Lager auch heißlaufen können. Sie sehen nicht ein, warum sie dem Müller helfen sollten, den Schaden zu beseitigen. Im Grunde genommen schuldet der Müller dem ganzen Dorf alle Leistungen, die zum Aufbau der Mühle notwendig waren. Darum verlangen alle anderen Dorfbewohner von dem Müller, dass er die Mühle innerhalb einer Frist bis zur Erntezeit wieder in Stand setzt. Sollte er das nicht geschafft haben, haftet der Müller und seine Familie mit seinem Vermögen. Der Müller kann die Arbeit alleine nicht schaffen. Darum verliert er sein Haus und muß sich einen Arbeitsplatz als Knecht suchen. Getreide wird seit dieser Zeit im Dorf per Hand gemahlen und einen Müller gibt es nicht mehr.
Ausgang 2:
Die Dorfbewohner beschließen, erst einmal zu sehen, warum die Mühle in Brand geraten ist. Der Zimmermannn des Dorfes findet heraus, dass die Lager der Mühle, in denen sich die Wellen des Mühlrades drehen, durch Reibung heiß laufen. Er schlägt vor, die Lager in Zukunft mit Öl zu schmieren und die Mühle in Zukunft langsam laufen zu lassen. Die Dorfbewohner bauen die beschädigten Teile der Mühle neu auf. Nach zwei Monaten geht die Mühle in Betrieb und kann pünktlich zur Erntezeit mit ihrer Arbeit beginnen. Die Dorfbewohner haben seit dem mehr Zeit, um ihre Felder zu bestellen. Der Müller und der Zimmermann haben mittlerweile Erfahrung im Bau von Mühlen und haben im Nachbardorf bereits geholfen, eine zweite Mühle zu bauen.