SUPER-GAU vs. Rationalem Handeln
19.03.2011 von viajero
Die Masse der Menschen handelt nicht rational (erst denken, dann handeln), sondern rationalisierend: Erst wenn man auf dem Scherbenhaufen sitzt, wird nachgedacht wie das denn passieren konnte…
Atomkatastrophe Japan
Ein trauriges Beispiel dazu liefert die aktuelle Atomreaktorkatastrophe in Japan:
- Allen die sich objektiv mit der Atomkraft beschäftigt haben, dürfte klar sein, daß diese Art der Energieerzeugung zum derzeitigen Stand der Technik und der Menschen unverantwortlich (irrational) ist. Gute Gründe dafür gibt’s hier: 100 Gute Gründe. Fundierter: Was bedeutet die Atomkatastrophe für uns?
- Trotzdem wurden (und werden) vermehrt Reaktoren gebaut. Warum? Vielleicht weil vielen Menschen die Problematik gar nicht so bekannt ist und sie den Politikern + Atomkonzernen glauben? Und diejenigen, welche Bescheid wissen müssten größtenteils ihr Geld damit verdienen und sich also nicht gegen ihren Arbeitsplatz (oder Dividendenbezug) aussprechen würden?
- Vielleicht sind aber die meisten einfach zu bequem und man kann ja auch nicht überall informiert sein und die Welt retten?!
- Erst nach einer Tragödie wie derzeit in Japan, werden die Menschen mal wieder aus dem Tagesablauf gerissen und erschrecken, was da eigentlich gerade passiert und warum es denn soweit kommen konnte…
Fehlende Einsicht
Meistens reichen allerdings leider auch solche Beispiele wie Tschernobyl oder Fukushima nicht aus um wirklich eine Kehrtwende zu vollziehen. Was wird passieren? Aus bisherigen Erfahrungen, wird vorraussichtlich :
- global weiter kräftig an Atomkraftwerken gebaut! Auch in Deutschland wird nach einer Beruhigung der Massen durch Sicherheitskontrollen & Stress-Tests wieder alles seinen gewohnten Gang nehmen (vielleicht bleiben 1-2 alte Reaktoren wirklich aus)
- Irgendwann wird der nächste „Ausrutscher“ passieren. Vielleicht stürmt mal eine Guerilla-Rebellen-Gruppe in Rußland, China oder Indien einen Reaktor mit ausgebildeten Ingenieuren und halten das Land als Geisel im Atem? Oder… (Übrigens ist das schleichende Gift der bis heute nicht geklärten Endlagerung langfristig vielleicht viel gravierender?)
Kein Spielraum für neue Scherbenhaufen
…Und dann? Wie weit wollen wir es drauf ankommen lassen? Bisher sind die großen Zivilisationen (Römer, Maya, Inka, Alexander d. Große, Ägypter…) allesamt an ihrem rationalisierenden anstatt rationalem Verhalten von der Erde verschwunden.
…damals war das alles für die Weltgeschichte nicht so tragisch. Anstelle der einen Hochkultur trat eben eine andere (nicht immer „Hochkultur“)
…Aufgrund der heutigen Globalisierung würde ein Super-Gau in großem Stil allerdings nahezu alle betreffen.
Das wäre sehr Schade. Für unseren Planet und die Menschheit.
-> Wir sollten demnach langsam dazu übergehen etwas rationaler zu handeln und vorher anstatt nachher überlegen !
(das betrifft Wirtschaft, Politiker und Bürger alle gemeinsam!)
Neue Lösungen
- Wozu diese absurden Risiken eingehen? Um ein paar Dollar bei der Energieerzeugung zu sparen, welche am Ende beim Scherben wegräumen den Steuerzahler und betroffene Bürger ein vielfaches kostet (s.BIP)?
- Technisch und organisatorisch könnten wir uns ohne Probleme gut und friedlich zu 10-milliardend auf unserem Planeten zukunftsfähig weiterentwickeln und Spaß am Leben haben…
- Ein Schritt in eine „gesichertere“ Zukunft wäre unsere übergroßen, riskanten Systeme und Strukturen in kleinere, kontrollierbarere Systeme umzuwandeln. Wobei diese kleineren Systeme beim Kollaps nicht soviel Schaden anrichten können.
- Den „Vogel abgeschossen“ zu dieser „Größenproblematik“ hat wohl der türkische Ministerpräsident Erdogan. Er bekannte sich öffentlich weiterhin zum Bau der Atommeiler im Erdbebenland. Er meinte sinngemäß: Man kann ja sowieso nicht alle Risiken ausschließen, wenn es danach ginge dürfte in keiner Küche mehr eine Gasflasche zum kochen stehen. Der kleine Unterschied zwischen explodierender Gasflasche und Kernschmelze ist ihm wohl dabei entgangen? Vielleicht sollte Herr Erdogan ein paar Wochen bei der Rettungsmannschaft in Fukushima verbringen und nochmal über das gesagte nachdenken ?!
- Es geht also nicht nur darum immer perfekter zu werden um möglichst alle Fehler auszuschliessen. Vor allem geht es darum einzusehen, daß es nie Gewissheit geben wird und man nie alles 100% kontrollieren kann. -> Die Schlußfolgerung daraus ist dann, daß wir Systeme entwickeln, welche im „Worst case“ immer noch tragbare Schäden anrichten können.
Den gleichen Ansatz sollte man nicht nur in der Technik, sondern auch in der Organisation unserer Wirtschaft und Politik verwenden:
- Derzeit kranken unsere großen Organisationen an einer „strukturellen Verantwortlichkeit“. Diese kann man organisatorisch z.B. mittels „Peer-Management“ ausschließen.
- Neben dem Schritt der „Umorganisation“, müsste u.a. auch mit einigen falschen Grundannahmen & Steuerungsinstrumenten aufgeräumt werden…