Preisbildung
25.09.2008 von michey
Die Preisbildung aus Angebot und Nachfrage führt meist zu Konkurrenzkampf auf dem Markt, nicht aber zwangsläufig zur Verbesserung der Produkte und der Verfahren. Die Folge davon sind Leistungsdruck und die Neigung zu Korruption und Kriminalität. Wer überleben will der muss sich dass, was er zum überleben braucht notfalls auch illegal erwerben, was verständlich, aber nicht wünschenswert ist. Eine Lösung dafür bietet ein neuer Ansatz in der Preisgestaltung der Produkte:
Es ist eine Preisbildung anzustreben, bei der der Preis sich nach dem Arbeits- und Materialaufwand richtet, der für ein Produkt nötig ist. Dazu müssen die Herstellungsverfahren der Produkte für jedermann offengelegt werden und auch für Händler und Kunden nachvollziehbar sein.
Um ein Produkt herzustellen ist immer ein bestimmter Aufwand nötig. Dieser Aufwand setzt sich unter anderem zusammen aus Arbeitszeit, Material und Rücklagen für unvorhergesehene Risiken und Investitionen. Der Aufwand ist abhängig von Herstellungsverfahren und unter anderem davon, wie leicht die Rohstoffe zu beschaffen waren oder ob eine umfangreichere Produktentwicklung nötig war. In jedem Fall ist der Aufwand nachvollziehbar, für den Produzenten wie auch für den Kunden.
Der neue Gedanke ist hier, dass der Kunde sich auch über den Aufwand im klaren sein sollte, der hinter einem Produkt steht. Der Kunde soll einen Einblick darin erhalten, wie die angebotenen Produkte hergestellt werden. Ist dem Kunden sowie auch dem Händler der Aufwand hinter einem Produkt bekannt, dann ergibt sich der Preis in seiner Größenordnung automatisch, er wird nachvollziehbar. Preisverhandlungen sind hier nur noch durch ein Entgegenkommen des Kunden an den Produzenten sinnvoll, wie zum Beispiel durch eine Zeitlich befristete garantierte Abnahme.
Werden die Preise anhand des Aufwands gebildet, dann entscheiden sich die Kunden nicht mehr so häufig blind und ohne nachzudenken sich für das billigste Angebot. Die Kunden beginnen vermehrt, ihre Ware mit offenen Augen und mit einer Neugier für deren Herstellungsverfahren zu kaufen. Sie fangen an, sich für ihre Ware zu interessieren. Es ist nicht schlecht, wenn Kunden sich für ein günstiges Angebot entscheiden, wenn der günstige Preis darauf beruht, dass das Produkt mit einem sehr effizienten Herstellungsverfahren erzeugt wurde. Kunden werden dann durch ihre Sparsamkeit effiziente und gut durchdachte Herstellungsverfahren unterstützen.
Wenn aber der günstige Preis durch Verdrängungswettbewerb, Preiskampf und Ausbeutung erzeugt wurde, dann ist das schädlich für die gesamte Wirtschaft. Preiskämpfe zwischen Unternehmen, die sich gegenseitig an den Rande des Ruins treiben, schaden der gesamten Volkswirtschaft. Die Kunden wie auch die Unternehmen sollten eines immer berücksichtigen: Die Mitarbeiter der Unternehmen sind in ihrem Privatleben Kunden! Die Anbieter der Waren sind die Arbeitgeber der Kunden!
Die Überlegung mag richtig sein. Allerdings wird sie im derzeitigen Gesellschaftsmodell soziale „Marktwirtschaft“ nicht laufen.
Marktwirtschaft basiert auf Gier. Gewinnmaximierung ist ein gutes Stichwort. Daß alles von allem abhängig ist, ist ein wichtiger Fakt, in der Marktwirtschaft aber untergewordnet.
„Der Kapitalismus beinhaltet die Gier (die Sucht nach Geld, Kapital, Profit, Besitz und Konsum) als beherrschendes gesellschaftliches Leitprinzip, der Sozialismus den Hass (gegen die Klasse der Herrschenden, Besitzenden und Ausbeuter) und der Faschismus die Verblendung (über „Wir“ und „die Anderen“, die Nation, die Rasse, die Hautfarbe).“
Zitat: Franz-Johannes Litsch, http://www.kommundsieh.de/bni-10-6.htm
Die Basis der Marktwirtschaft ist nicht die Gier, sondern Angebot und Nachfrage auf einen freien Markt. Der Gedanke der Gewinnmaximierung bzw. Nutzenmaximierung ist ein Versuch, einen kleinen Teilaspekt der komplexen Realität zu beschreiben. Ich möchte noch anmerken, dass wir in Deutschland keine Marktwirtschaft haben, sonder eine durch Monopole gesteuerte Wirtschaft. (Beispiel: Bildungsmonopol, Geldmonopol, Oligopole im Bereich Energie, Verkehr, Medien, Lizenzen und Wissen etc, Die Kräfte des freien Marktes sind stark eingeschränkt. Der Staat muss die negativen Auswirkungen der vorhandenen Monopole durch Sozialleistungen abfedern, damit das Gemeinwesen nicht zusammenbricht.
Kapitalismus und Marktwirtschaft sind zwei Dinge, die nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben müssen, Der der Kapitalismus begründet sich auf Privateigentum an Produktionsmitteln und Lebensgrundlagen. Kapitalismus kann auch in einem, durch viele Monopole gesteuerten Markt funktionieren.
Der Sozialismus wiederum versucht, die Utopie von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu realisieren. In der Vergangenheit wurde versucht, das durch Gleichschaltung zu erreichen und das führte zwangsläufig zu Gewalt und Diktatur.
Der Faschismus (Lat. fasces = Rutenbündel) ist ein Bündlertum, das zumeist dazu neigt, die Mitglieder der Gesellschaft gleichzuschalten. Gleichschaltung destabilisieren komplexe Systeme, wie z.B. die Menschliche Gesellschaft, und führen daher meist zu Gewaltherrschaft.
Aus meiner Erfahrung heraus, ergibt sich eine aufwandsbezogene Preisbildung sehr oft, wenn zwei Menschen, die auf Kooperation angewiesen sind, auf gleicher Augenhöhe miteinander verhandeln. Hier gilt das Motto: „Wenn es meinen Gegenüber gut geht, dann geht es mir auch gut, weil ich dann einen starken Partner habe, der mich unterstützen kann.“ Diese Methodik ist vielerorts bereits gängige Praxis. Rücksichtslosigkeit kann man sich nur dann leisten, wenn man anonym bleibt oder wenn man nicht auf Kooperation angewiesen ist und das wissen viele Menschen meiner Erfahrung nach instinktiv.